08.03.2023 - Fachartikel
Software einführen nach Big-Bang: Schnell mit großem Knall
Schnell, aber nicht risikoarm: Bei der Big-Bang-Ablösung wird das neue Softwaresystem zu einem definierten Zeitpunkt mit vollem Funktionsumfang eingeführt. Hier erfahren Sie, wie die Methode funktioniert, wo ihre Vorteile und Nachteile liegen und ob sich die Big-Bang-Methode für Ihr Softwareeinführungsprojekt zielführend einsetzen lässt.
Big-Bang-Softwareeinführung – was bedeutet das?
Die Big-Bang-Methode zählt zu den bekanntesten Strategien zur Softwareeinführung. Bei der Big-Bang-Strategie werden alle Softwaremodule zu einem bestimmten Stichtag für alle Nutzer aktiviert. Die neue Software ersetzt ab diesem Zeitpunkt (Meilenstein) das Altsystem ganzheitlich, sodass Nutzer keine Prozesse im Neu- und Altsystem parallel pflegen müssen. Big Bang ist die schnellste und kostengünstigste Einführungsstrategie für große Unternehmen, denn es müssen nicht mehrere Anwendungen parallel bezahlt, gewartet und mit Schnittstellen verbunden werden – vorausgesetzt, es läuft alles nach Plan.
Was ist bei der Softwareeinführung nach Big-Bang-Methode zu beachten?
Bei der Einführungsstrategie nach Big Bang ist eine genaue Planung sehr wichtig und entscheidend für das Gelingen des Einführungsprojekts. Treten Probleme auf, verursacht eine Big-Bang-Einführung schnell hohe Kosten. Im schlimmsten Fall kann bei einem Abbruch und Scheitern des Einführungsprojekts kein „Rollback“ auf das Altsystem erfolgen und alle Unternehmensprozesse geraten ins Stocken.
Der abrupte Wechsel auf eine neue Lösung kann für viele Mitarbeiter eine Überforderung darstellen – es kommt zu Akzeptanzproblemen. Im schlimmsten Fall wird die neue Software nicht angenommen und das angestrebte Ziel nicht erreicht. Daher ist es bereits bei der Auswahl der Software von großer Bedeutung, auf eine intuitive Bedienbarkeit zu achten. Probleme bringt die Einführung komplexer Unternehmenssoftware vor allem dann, wenn ein Unternehmen bislang keine ähnliche Software genutzt hat. Wurden vorher verschiedene Softwarelösungen genutzt, die nun durch ein ERP-System ersetzt werden sollen, tregen wegend der Migration von Daten oft Probleme auf.
Eine Vorbereitungsphase ist bei einer Softwareeinführung nach der Big-Bang-Methode besonders wichtig, um die hohen Risiken der Big Bang Einführungsstrategie zu minimieren. Die technischen Systembetreuer und Schlüsselnutzer (Key-User/Champions) müssen vorab von den Anwenderberatern des Softwareanbieters geschult werden. Außerdem muss die neue Software im Vorfeld ausgiebigen Tests unterzogen werden, die möglichst vollständig mit Echtdaten bestückt sind. Der Softwareanbieter entwickelt bereits in der Vorbereitungsphase alle benötigten Schnittstellen.
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Einführungsprojekte – Strategie-Auswahl zur Software-Einführung
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Referent: Francisco Josué Artaza, Autor dieses Artikels, Experte für Softwareeinführungsprojekte
Zeit: 03.05.2023 von 10:00 - 11:00 Uhr
Softwareeinführung nach Big-Bang: Vorteile und Nachteile
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Wann ist ein Big-Bang-Rollout sinnvoll?
Sinnvoll ist die Softwareeinführung mit Big Bang nur dann, wenn
- das Management voll hinter der Einführung der Software steht und den Prozess unterstützt,
- die Mitarbeiter der Einführung gegenüber positiv eingestellt sind,
- die Ziele und Anforderungen bekannt sind,
- ein erfahrener Projektleiter zur Verfügung steht.
Alternativen zur Big-Bang-Methode
Neben der Softwareeinführung nach der Big-Bang-Methode kommen rein iterative Vorgehensweisen, also schrittweise Einführungsstrategien und Kombinationen von Big-Bang-Ansatz mit iterativen Strategien infrage, die für die Einführungsprojekte in Unternehmen im Einzelfall passender sein können.
Zu den rein iterativen Vorgehensweisen zählen:
Projektorientierte Softwareeinführung
Die Software wird im ersten Einführungsschritt von einem motivierten Projektteam (Testteam) für ein Projekt genutzt. Nach Anpassungen erfolgt die Ausweitung auf jedes Team und jedes Projekt unternehmensweit. Mehr zum projektorientierten Ansatz, Vorteile, Nachteile und Tipps finden Sie im Artikel „Projektorientierte Softwareeinführung: Anpassung nach Erfahrung".
Funktional iterative Softwareeinführung
Die Module einer modularen Softwarelösung werden nacheinander eingeführt. Mehr zur Einführung von Software nach dem funktional iterativen Ansatz, Vorteilen und Nachteilen sowie Tipps zur Vorgehensweise finden Sie im Artikel „Funktional iterative Softwareeinführung: Modul für Modul zum Erfolg".
Regional/abteilungsweise iterative Einführung
Die Software wird schrittweise über die Standorte oder Abteilungen eingeführt. Mehr zur Einführung von Software nach dem regional und abteilungsweise iterativen Ansatz, Vorteilen und Nachteilen sowie Tipps zur Vorgehensweise finden Sie im Artikel „Regional oder abteilungsweise iterative Softwareeinführung".
Kombinierte Strategien kommen vor allem bei sehr großen Einführungsprojekten in Frage und bieten den Vorteil, dass sie sich den individuellen Bedürfnissen und Anforderungen des Unternehmens besser anpassen lassen. Dadurch lassen sich mitunter Einführungszeiten verkürzen oder die Akzeptanz der Softwareeinführung steigern. Die Risiken der Softwareeinführung nach Big Bang mindern sich dadurch aber nicht in allen Fällen.
Zwei geläufigste Kombinationen von iterativen Modellen mit der Big-Bang-Strategie sind folgende:
- Big Bang mit anschließender funktional iterativer Einführung: Die Software wird ohne vorbereitende Absprachen zu den sich ändernden Prozessen nach Big Bang eingeführt. Die Anpassungen werden danach vorgenommen.
- Regional iterative Einführung mit anschließendem Big Bang: Zunächst wird schrittweise über die Standorte oder Abteilungen eingeführt. Sobald genug Erfahrungen gesammelt und die angefallenen Probleme gelöst wurden, wird in den restlichen Standorten nach Big Bang eingeführt.
Wenn Sie unsicher sind, ob eine Softwareeinführung nach Big-Bang-Modell die geeignete Vorgehensweise für Ihr Einführungsprojekt darstellt, können Sie auf unsere Expertise zählen. Mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Einführung komplexer Softwarelösungen können wir Ihr Projektteam individuell und kompetent durch Strategiefindung, Schulungen, Workshops und Beratung unterstützen.
Fazit: Softwareeinführung nach Big Bang
Die Big-Bang-Methode ist eine schnelle und kosteneffiziente Methode zur Einführung eines neuen Softwaresystems, bei der alle Softwaremodule zu einem definierten Zeitpunkt aktiviert werden. Die Einführung erfordert jedoch eine gründliche Planung, um Risiken wie Probleme bei der Akzeptanz, höhere Kosten und Unterbrechungen der Geschäftsprozesse zu minimieren. Eine intuitive Bedienbarkeit der neuen Software, Schulungen der Schlüsselnutzer und Tests mit Echtdaten sind wichtige Voraussetzungen für das Gelingen einer Einführung nach Big Bang.
Die Vorteile der Big-Bang-Methode liegen in der schnellen Implementierung, den überschaubaren Kosten und der Vermeidung von Kompatibilitätsproblemen, während potenzielle Nachteile in den höheren Risiken, größeren Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb und geringerer Flexibilität zu suchen sind. Die Entscheidung, ob die Big-Bang-Methode für ein Softwareeinführungsprojekt geeignet ist, hängt von der Komplexität der Software, der Größe des Unternehmens und vor allem der Erfahrung des Projektleiters und des Projektteams ab.

Über den Autor
Francisco Josué Artaza arbeitet seit 15 Jahren bei der Projektron GmbH, derzeit als Marketingleiter und Anwenderberater. Er ist zertifiziert nach IPMA, PRINCE2 sowie als Scrum Product Owner. Er ist Experte für Softwareeinführungsstrategien und hat ein Tool entwickelt, das die Auswahl der passenden Strategie erleichtert.