06.03.2023 - Fachartikel

Regional oder abteilungsweise iterative Softwareeinführung

Die regional iterative Softwareeinführung und die nach gleichem Prinzip ablaufende abteilungsweise iterative Softwareeinführung sind Varianten der iterativen, schrittweisen Einführung von komplexer Unternehmenssoftware. Erfahren Sie hier, für welche Unternehmen und welche Anwendungsfälle diese Einführungsstrategien geeignet sind, wo ihre Vorteile und Nachteile liegen und wie Sie die abteilungsweise oder regional iterative Methode für Ihr Softwareeinführungsprojekt zielführend einsetzen.

Was ist eine regional oder abteilungsweise iterative Softwareeinführung?

Die regional iterative und die abteilungsweise iterativen Vorgehensweisen sind Strategien zur Softwareeinführung. Bei der regional iterativen Einführungsstrategie führt ein Unternehmen eine Software vollständig mit allen gewünschten Funktionsmodulen sukzessive an verschiedenen Standorten ein. Bei der abteilungsweise iterativen Einführung erfolgt die Softwareeinführung nacheinander in verschiedenen Abteilungen eines Standorts. Der Einführung voraus geht – ähnlich wie bei der Einführung nach Big-Bang-Methode – eine aufwendige und zeitintensive Vorbereitungsphase, in der bereits alle Schnittstellen fertig entwickelt werden. Für einen einzelnen Standort gleicht die Einführung nach dem regional iterativen Ansatz einer Einführung nach Big Bang.

Nach der Softwareeinführung an einem Standort oder in einer Abteilung sammeln und analysieren die Projektverantwortlichen sämtliche Probleme und passen die Software an die unternehmensspezifischen Anforderungen an. Erst dann beginnt die Einführung am nächsten Standort oder in der nächsten Abteilung. Datenaustausch und Datensynchronisation zwischen verschiedenen Standorten können leiden, wenn ein oder mehrere Standorte bereits das neue System, andere jedoch noch das Altsystem nutzen.

Wenn die Unternehmenskultur und Arbeitsprozesse der Standorte oder Abteilungen ähnlich sind, ist eine Stärke dieser Strategie, dass die gewonnene Erfahrung der ersten Einführungsiteration in die nächsten Iterationen übernommen werden kann. Aufgekommene Probleme, wie erhöhter Schulungsbedarf oder überraschende Anforderungen können so vor der Einführung am nächsten Standort/für die nächste Abteilung gelöst werden.

Abteilungsweise und regional iterative Softwareeinführung: Vorteile und Nachteile

Die regional oder abteilungsweise iterative Softwareeinführung ist zwar eine iterative Vorgehensweise, weist aber viele Parallelen mit einer Softwareeinführung nach der Big-Bang-Methode auf. Dementsprechend teilen sich die Ansätze auch einige Vor- und Nachteile, allerdings kommen bei den regional oder abteilungsweise iterativen Einführungsmodellen auf beiden Seiten weitere Aspekte hinzu.

  • Überschaubare Kosten und Dauer: Mit der regional/abteilungsweise iterativen-Methode fallen die Gesamtkosten geringer auf als bei anderen iterativen Methoden, da die Implementierung pro Abteilung/Standort nach abgeschlossener Vorbereitung schneller und effizienter durchgeführt wird.
  • Komplexe Vorbereitung: Schnittstellen und alle übrigen Vorbereitungen für die Einführung müssen in der Vorbereitungsphase bereitgestellt werden.
  • Vermeidung von Kompatibilitätsproblemen innerhalb eines Standorts: Da pro Standort oder Abteilung alle Altsysteme gleichzeitig von der neuen Software abgelöst werden, sind keine Kompatibilitätsprobleme zu befürchten und die Abteilung/der Standort ist direkt wieder arbeitsfähig.
  • Hohes Risiko: Eine Softwareeinführung nach der regional/abteilungsweise iterativer Methode ist mit höheren Risiken verbunden als andere schrittweise oder kombinierte Einführungsstrategien. Wenn bei der Implementierung Probleme auftreten, können diese schwerwiegender sein und das gesamte Unternehmen betreffen.
  • Hohe Motivation: Eine neue Softwarelösung kann zu Verunsicherungen und Ängsten bei den Mitarbeitern führen. Mit regional/abteilungsweise iterativen-Methode bewältigen alle Mitarbeiter eines Standorts oder einer Abteilung gemeinsam den Umstieg auf die neue Software und arbeiten jederzeit nach denselben Prozessen, was Motivation und Zusammenhalt fördert.
  • Hohe Abbruchkosten: Sollte die Einführung scheitern, entstehen hohe Abbruchkosten, da die Vorbereitungsphase viele Aufwände verursacht und Ressourcen beansprucht.
 
  • Erfahrungswerte fließen ein: Erfahrung der ersten Einführungsiteration kann in die folgenden Iterationen für weitere Standorte oder Abteilungen einfließen.
  • Datenaustausch eingeschränkt: Ein Standort kann nach Einführung der neuen Software keine Daten mehr mit der alten Software der anderen Standorte austauschen. Dadurch werden temporäre Schnittstellen nötig.

Wann sind die regional iterative oder abteilungsweise iterative Softwareeinführung sinnvoll?

Natürlich kann eine standortweise iterative Vorgehensweise nur angewandt werden, wenn das Unternehmen über mindestens zwei Standorte verfügt. Das ähnliche Modell der abteilungsweise iterativen Softwareeinführung kommt auch für Unternehmen mit nur einem Standort infrage, sofern die neue Software abteilungsübergreifend für verschiedenartige Projekte eingesetzt werden und unterschiedliche Prozesse unterstützten soll.

Diese regional iterative Methode eignet sich vor allem für international aufgestellte Unternehmen, bei denen sich Prozesse und Unternehmenskultur je nach Standort unterscheiden. Wenn verschiedene Abteilungen eines Unternehmensstandorts sehr verschiedene Organisationsstrukturen und Arbeitsabläufe aufweisen, ist die abteilungsweise iterative Einführungsstrategie sinnvoll. Für einen einzelnen Standort gleicht die regional iterative Einführungsstrategie der Softwareeinführung nach Big-Bang-Methode.

Wann sind die regional iterative oder abteilungsweise iterative Softwareeinführung nicht geeignet?

Nicht sinnvoll ist eine regional iterative Softwareeinführung, wenn sehr viele verschiedene Altsysteme durch die neue Software abgelöst werden sollen. Dies würde die Aufwände in der Vorbereitungsphase schnell in die Höhe schnellen und diese Einführungsstrategie unrentabel werden lassen. Bei drei oder mehr abzulösenden Systemen kämen vor allem eine Einführung nach Big Bang oder ein kombinierter Ansatz on Big Bang mit anschließender funktional iterativer Einführung infrage.

Arbeiten Projektteams abteilungs- oder standortübergreifend zusammen, ist die regional iterative oder abteilungsweise iterative Einführung ebenfalls nicht empfehlenswert, da in diesem ein Teil des Teams mit dem neuen, ein anderer Teil hingegen mit dem jeweiligen Altsystem arbeiten müsste.

Gleiches gilt, wenn Projekte über ein zentrale PMO gesteuert und abteilungs- bzw. standortübergreifend ausgewertet werden. In diesem Fall sind gegebenenfalls doppelte Aufwände für die synchrone Pflege der Projektdaten im alten und neuen System notwendig. Gegebenenfalls müssten sogar temporäre Schnittstellen zur alten Software erstellt werden, um ein lückenloses Projektcontrolling zu ermöglichen.

Auch bei mehr als vier Standorten sind andere Einführungsstrategien, z.B. eine funktional iterative oder projektorientierte Einführung, zu bevorzugen, da mit der regional iterativen Softwareeinführung nicht alle spezifischen Anforderungen jedes Standorts oder jeder Abteilung ausreichend berücksichtigt werden könnten.

Welche Alternativen zur regional/abteilungsweise iterativen Softwareeinführung gibt es?

Ihre Ausgangslage ist nicht ideal für die Anwendung der regional oder abteilungsweise iterativen Softwareeinführung? Ihnen stehen zahlreiche weitere Optionen offen:

Softwareeinführung nach Big Bang

Bei der Big-Bang-Strategie werden alle Softwaremodule zu einem bestimmten Stichtag für alle Nutzer aktiviert. Die neue Software ersetzt das Altsystem ganzheitlich, sodass Nutzer keine Prozesse im Neu- und Altsystem parallel pflegen müssen. Das Risiko ist jedoch hoch.

Projektorientierter Rollout

Die projektorientierte Softwareeinführung ist eine Variante der iterativen, also schrittweisen Softwareeinführung. Ein kleines Projektteam nutzt die neue Software als Tiger Team zunächst in einem unternehmenstypischen Projekt. Nach entsprechenden Anpassungen erfolgt die Einführung unternehmensweit.

Funktional iterative Einführungsstrategie

Die funktional iterative Softwareeinführung ist eine Variante der iterativen, schrittweisen Einführung von modularer Unternehmenssoftware. Bei diesem Ansatz werden die einzelnen Funktionsmodule der neuen Software nacheinander im Unternehmen eingeführt.

Kombinierte Einführungsstrategien

Durch die Kombination von Big-Bang- und iterativen Vorgehensmodellen können Unternehmen maßgeschneiderte Strategien zur Einführung von Unternehmenssoftware entwickeln, die genau auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind. Dies ermöglicht eine präzisere und flexiblere Umsetzung.

Wenn Sie unsicher sind, ob eine regional oder abteilungsweise iterative Einführung von Unternehmenssoftware die geeignete Vorgehensweise für Ihr Einführungsprojekt darstellt, können Sie auf unsere Expertise zählen. Mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Einführung komplexer Softwarelösungen können wir Ihr Projektteam individuell und kompetent durch Strategiefindung, Schulungen, Workshops und Beratung unterstützen.

Kontakt zu Projektron

Fazit: regional iterative oder abteilungsweise iterative Softwareeinführung

Die regional und abteilungsweise iterativen Einführungsstrategien ermöglichen eine sukzessive Einführung von Software an verschiedenen Standorten oder Abteilungen. Die Strategien erfordern eine aufwendige und zeitintensive Vorbereitungsphase, in der alle Schnittstellen fertig entwickelt werden. Nach der Einführung werden Probleme analysiert und die Software an die unternehmensspezifischen Anforderungen angepasst, bevor die nächste Iteration beginnt.

Die regional iterative Einführungsstrategie eignet sich am besten für international aufgestellte Unternehmen, während die abteilungsweise iterative Strategie sinnvoll ist, wenn Abteilungen sehr unterschiedliche Organisationsstrukturen und Arbeitsabläufe aufweisen. Beide Strategien haben ihre Vor- und Nachteile und sind nicht geeignet, wenn viele verschiedene Altsysteme ersetzt werden müssen, mehr als vierverschiedene Module gleichzeitig einzuführen sind oder wenn Projektteams abteilungs- oder standortübergreifend zusammenarbeiten.

Über den Autor

Francisco Josué Artaza arbeitet seit 15 Jahren bei der Projektron GmbH, derzeit als Marketingleiter und Anwenderberater. Er ist zertifiziert nach IPMA, PRINCE2 sowie als Scrum Product Owner. Er ist Experte für Softwareeinführungsstrategien und hat ein Tool entwickelt, das die Auswahl der passenden Strategie erleichtert.

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